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KRITIK: Alien Surf Girl – Digitale Träume

Es gibt diese Momente im Leben, in denen man merkt: Die digitale Welt hat uns fest im Griff. Alien Surf Girl, das Hamburger Indie-Pop-Trio, hat diesen Moment in ein Debütalbum gegossen, das so herrlich schillernd und widersprüchlich ist wie ein Photoshop-Filter. 

Alien Surf Girl, bestehend aus Jonas Paelt, Robin Klimczak und Morten Lagemann, haben sich 2020 in Hamburg gegründet und 2022 schließlich ihre erste EP GAME OVER veröffentlicht, mit der sie erste Achtungserfolge erzielen konnten und einige Gigs für die Band an Land ziehen konnten. Mit energetischen Shows in der Hamburger Szene konnte sich die Band so bereits einen Namen machen und die Spannung auf ihr Debüt steigern. Dieses liegt mit Digitale Träume nun endlich vor und wir attestieren: Gelungen! 

Durchaus beachtlich für ein Debüt ist, dass Digitale Träume direkt auf mehreren Ebenen funktioniert. Musikalisch ohnehin ein Muss, aber das es der Band dabei gelingt sich einem so stimmig wirkenden Konzept unterzuordnen und aus dieser Tatsache auch noch funktionierende Ideen für weitere Songs zu entwickeln, verdient Respekt und Beachtung. Und auch visuell setzt die Band vieles daran ihre Ideen kunstvoll in Szene zu setzen, wie die ersten Music-Clips beweisen: 

Im Gesamtkontext des Albums sticht der Track Neue ID als einer der Keytracks heraus. Treibende Melodien, gekreuzt mit nachdenklichen Lyrics, die den Track in ein spannendes Popgewand kleiden: “Hast du mal ein Namen / Für mein Profil / Hab’ mein altes ich vergraben / Wie finde ich sie / Meine neue ID / Neue ID”. Die Nummer ist dabei auch durchaus repräsentativ für den Sound des gesamten Albums. Eine Mixtur aus Synthie-Pop, Indietronica und einer Prise Bilderbuch-Sound. Erfreulich dabei, das Ganze funktioniert auch auf Langdistanz. Ausfälle oder Lückenfüller sucht man vergeblich auf Digitale Träume. Vielmehr reihen sich eine ganze Reihe Highlights aneinander (Bei Dir, Suchmaschine, No Screen Time) und bei allem Überdruss, den digitale Welten bei uns verursachen können, ist der gesamte Ansatz doch durchaus positiv vertont.  

Neben der allgegenwärtigen Pop-Attitüde des Albums, gelingt es der jungen Hamburger Band ihren Songs durchgehend eine thematische Tiefe zu verleihen, welche Digitale Träume zu einem bemerkenswerten Debüt macht.  

Der Song für die Playlist/das Mixtape:  Neue ID

Bewertung: 4 von 5.